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Huldigungsjournalismus ist das Gebot der Stunde

Die ORF-Führung wird nicht wegen schlechtem Management, sondern wegen gutem Journalismus gefeuert.

ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz hat am Freitag das von der Politik so dringend verlangte Strukturkonzept vorgelegt. Die einzige Frage, die die Politik wirklich interessiert, wird in diesem Konzept nicht beantwortet. Sie lautet: Wie können wir Wrabetz und sein Team auf schnellstem Weg in die Wüste schicken? Und: Wie können wir Leute unseres Vertrauens an die Schaltstellen des öffentlich-rechtlichen Senders setzen?

Daher ist unmaßgeblich, was in dem Strukturpapier steht. Nicht über dieses, sondern über Wrabetz wird demnächst im bekanntlich total entpolitisierten Stiftungsrat abgestimmt werden.

Wrabetz und dem ORF mag es an vielem mangeln. An einem sicher nicht: an journalistischer Unabhängigkeit. Man erinnere sich daran, dass SPÖ-Kanzler Gusenbauer maßgeblich über seinen "Gesudere"-Sager gestolpert ist, der vom ORF verbreitet wurde. Man erinnere sich an die starren Mienen der zum traditionellen Opernball-Interview angetretenen Regierungsspitze, als Interviewerin Marie-Claire Zimmermann sich erfrechte, peinliche Fragen über das Schicksal der AUA zu stellen. Derlei wäre im Vor-Wrabetz-ORF undenkbar gewesen. Von Regierungsfunk also keine Spur.

Genau das - und nicht etwa die finanzielle Schieflage des ORF - dürfte der gegenwärtigen Führung zum Verhängnis werden. Werner Faymann und Josef Pröll wollen keinen unangenehmen Journalismus à la Armin Wolf, Robert Wiesner und Gabi Waldner, vom notorisch kritischen ORF-Radio ganz zu schweigen. Sie wollen lieber Huldigungsjournalismus à la "Kronen Zeitung", "Österreich" und "heute" (das ist die in Wien aufliegende U-Bahn-Gratiszeitung mit familiären Banden ins Haus Dichand). Der Arm der Regierungsspitze ist zu kurz, diesen Huldigungsjournalismus auch in den übrigen Zeitungen des Landes zu installieren. Ihn dem ORF aufzubrummen, dazu reichts allemal. Und so werden bereits Personallisten herumgereicht, auf denen die Namen von Faymann-, Häupl- und Pröll-Vertrauten ganz oben stehen.

All das ist nicht neu. Es ist auch nicht einzigartig. In Italien hat Silvio Berlusconi den öffentlich-rechtlichen Rundfunk unter seine Kontrolle gebracht. In Frankreich tut Nicolas Sarkozy soeben das Gleiche. In Deutschland hat ein Halali auf den ZDF-Chefredakteur eingesetzt. Die Regierungen Europas sind dabei, sich ganz ungeniert eine stromlinienförmige öffentliche Meinung zu basteln.

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