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08.04.2009 - Falter
ORF: Rette sich, wer kann!
Betrifft: "Rettet den ORF!", von A. Thurnher, Falter 14/09
Ich weiß, man kann sich nicht aussuchen, von wem man gerettet wird. Aber seit kurzem gibt es auch in Österreich die Möglichkeit einer Patientenverfügung. Und in diesem Sinne erkläre ich hiermit: ICH WÜNSCHE, NICHT GERETTET ZU WERDEN! Schon gar nicht von wohlbestallten ORF-Pensionisten, die ihren Amputationsschmerz mit permanenter Einmischung und pathologischer Besserwisserei therapieren wollen.
Auf der Plattform, die zu meiner Rettung ansetzt, findet sich - nur als Beispiel - ein ehemaliger Kaufmännischer Direktor des ORF, der mir (wie hunderten anderen KollegInnen auch) noch vor zehn Jahren einen eigenen Computer auf dem Schreibtisch verweigern wollte, weil er der Meinung war, Schreibmaschinen täten es auch.
Ein echter Visionär, dem man gewiss zutrauen darf, den Masterplan für eine gedeihliche Entwicklung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in der Tasche zu haben! (Derselbe Mann war später Schüssels Wunderwaffe für den ORF, die freilich nicht einmal in den eigenen Reihen durchzusetzen war. So viel zum Thema "Entparteipolitisierung".) Wenn sich ehemalige "weiße Elefanten", anstatt still und unauffällig ihre Pensionen zu genießen, darin gefallen, ihren mit der Ungnade der späten Geburt behafteten Nachfolgern ein Gesundschrumpfungsprogramm nicht nur am Haupt, sondern auch an den Gliedern zu verordnen, sind zumindest die Grenzen des guten Geschmacks überschritten.
Die "alten" Medien stehen allesamt vor gewaltigen Herausforderungen. Alte Geschäftsmodelle brechen zusammen, neue zeichnen sich noch nicht ab am digitalen Horizont. Für alle, die - so wie ich - noch gute 20 Berufsjahre vor sich haben, sind das nicht nur unsichere, sondern auch spannende Zeiten. Diese ändern sich schneller als je zuvor, und wir müssen uns wohl auch (ver-)ändern - ganz im Gegensatz zu jenen pensionierten Ich-AGs, die glauben, uns mit ihrer in Zeiten einer mehr als überschaubaren Medien-Idylle gewonnenen Erfahrung in die Zukunft führen zu können.
Gerald Gross
Der Autor ist Moderator der "Zeit im Bild" auf ORF 2
Betrifft: "Rettet den ORF!", von A. Thurnher, Falter 14/09
Ich weiß, man kann sich nicht aussuchen, von wem man gerettet wird. Aber seit kurzem gibt es auch in Österreich die Möglichkeit einer Patientenverfügung. Und in diesem Sinne erkläre ich hiermit: ICH WÜNSCHE, NICHT GERETTET ZU WERDEN! Schon gar nicht von wohlbestallten ORF-Pensionisten, die ihren Amputationsschmerz mit permanenter Einmischung und pathologischer Besserwisserei therapieren wollen.
Auf der Plattform, die zu meiner Rettung ansetzt, findet sich - nur als Beispiel - ein ehemaliger Kaufmännischer Direktor des ORF, der mir (wie hunderten anderen KollegInnen auch) noch vor zehn Jahren einen eigenen Computer auf dem Schreibtisch verweigern wollte, weil er der Meinung war, Schreibmaschinen täten es auch.
Ein echter Visionär, dem man gewiss zutrauen darf, den Masterplan für eine gedeihliche Entwicklung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in der Tasche zu haben! (Derselbe Mann war später Schüssels Wunderwaffe für den ORF, die freilich nicht einmal in den eigenen Reihen durchzusetzen war. So viel zum Thema "Entparteipolitisierung".) Wenn sich ehemalige "weiße Elefanten", anstatt still und unauffällig ihre Pensionen zu genießen, darin gefallen, ihren mit der Ungnade der späten Geburt behafteten Nachfolgern ein Gesundschrumpfungsprogramm nicht nur am Haupt, sondern auch an den Gliedern zu verordnen, sind zumindest die Grenzen des guten Geschmacks überschritten.
Die "alten" Medien stehen allesamt vor gewaltigen Herausforderungen. Alte Geschäftsmodelle brechen zusammen, neue zeichnen sich noch nicht ab am digitalen Horizont. Für alle, die - so wie ich - noch gute 20 Berufsjahre vor sich haben, sind das nicht nur unsichere, sondern auch spannende Zeiten. Diese ändern sich schneller als je zuvor, und wir müssen uns wohl auch (ver-)ändern - ganz im Gegensatz zu jenen pensionierten Ich-AGs, die glauben, uns mit ihrer in Zeiten einer mehr als überschaubaren Medien-Idylle gewonnenen Erfahrung in die Zukunft führen zu können.
Gerald Gross
Der Autor ist Moderator der "Zeit im Bild" auf ORF 2